Fake Happiness
- von Rajeshwari
Wenn keep smiling zur Lüge wird
Ihr Lieben, ich schreibe das Folgende bewusst etwas provokant.
Eines vorweg: Bitte geht unbedingt auf good-vibez Events* und schafft Ausgleich vom Alltag durch Yoga & Co., ja! Es gibt jedoch ein bedeutendes "Aber", so lese hier:
In der Yoga und Coaching Welt fällt mir eines immer wieder auf: Menschen sind stellenweise pausenlos bei good-vibez Events, sprechen sich positive Affirmationen vor und schwingen sich so oft es geht auf die Yoga-Matte, vlt. sogar zu für sie eigentlich völlig unbrauchbaren Uhrzeiten - und ich frage mich, warum?
Ich bezweifle nicht, das es einen positiven Effekt hat, im Gegenteil. Der Ausgleich für die anspruchsvolle Lebensweise, die ja tagtäglich durch Leistungsdruck etc. von uns eingefordert wird, ist unbedingt notwendig. Jedoch, für den Moment wirkt der Ausgleich schön - und dann kommt der nächste Tag, der Alltag und es bricht alles irgendwie schnell wieder ein. Und genau da liegt für mich der Knackpunkt.
Pausenloser Ausgleich
Als ich 2019 meine Yoga-Ausbildung begann, kam ich immer mehr in genau diese Situationen und fand erst mal alles mega toll und wurde genau zu dieser Person, die überall dabei sein wollte, weils ja sooo gut tat - und dann im Alltag den Realitätsklatscher zu bekommen. Ich dachte mir, "Momentchen mal, da läuft grad irgendwas falsch, das ist ja nun nicht wirklich Sinn der Sache."
Ich erkannte für mich, dass es so nicht funktionieren kann, meine 'Störfelder' und meine Reaktionen darauf ja nicht einfach verpuffen, je mehr ich auf diese feel-good Events ginge und ich konnte die Stimmung innerlich auch einfach nicht lange halten. Ich wollte dieses Gefühl auch in meinem Alltag anschalten können, in mir das aufräumen und aktivieren, was mich nicht jedes Mal wieder zusammenfallen oder ausrasten lässt, in der Welt da draußen und die hat schon echt einiges an Reizpotenzial! Ich wollte nicht mehr flüchten. Was also tun?
Selbsterkenntnis
Ich hatte das Glück, dass ich im Yoga-Kontext sehr schnell auch an Persönlichkeitsentwicklung und das Mediale kam. Und, um es an dieser Stelle abzukürzen: Meine Meinung ist, um ein positives Plus in deinem Leben zu erreichen, braucht es die Bereitschaft, etwas in dir zu verändern. Es braucht Offenheit und Mut für einen Blick auf deine Themen. Dies ermöglicht dir, die Wirkung vom Außen auf das Innen und die damit verbundenen Reaktionen besser zu verstehen.
Vielleicht kannst du dich dabei beobachten, wie es dir geht, wenn du z.B. 2 Wochen nicht zum Yoga kannst, eines deiner Lieblings feel-good Events verpasst oder deine Seiten im Positive-Gedanken-Tagebuch leer bleiben. Die innere Balance ist direkt gestört - das ist doch nicht Sinn der Sache? Die innere Balance sollte doch ein Standard sein!
Ja - die Entscheidung, überhaupt dir diese Auszeiten zu nehmen, ist auf jeden Fall schonmal goldwert! Geh' hin - unbedingt!! Mir geht es um diese Dauerschleife die entstehen kann und der damit verbundene Fluchtreflex vom Alltag, der einfach auch deine Realität ist, dem du Tag für Tag gegenüber stehst. Dadurch kommst du in einen Aushaltemodus mit Sahnehäubchen, ein Aushaltemodus schön verpackt sozusagen und das fliegt dir früher oder später um die Ohren. Und mal ganz ehrlich: warum gibst du dich mit einem Ausgleich, der ein Muss ist, zufrieden, wenn Zufriedenheit in deinem Leben überwiegen könnte?
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Grenzen sehr individuell sind, und es bspw. gesellschaftliche Grenzen gibt, die wir auch mit unserem inneren Frieden nicht beeinflussen können. Es gibt keine Pauschallösung für Spannungsthemen, die wir einfach so wegatmen oder mit positiven Affirmationen im Kollektiv verändern. Innere Balance bedeutet aus meiner Sicht nicht nur, im stillen Frieden und aus Liebe zu sich selbst alles hinzunehmen, nein! Es bedeutet in deine innere Kraft zu finden und genau die Ressourcen zu aktivieren, die dir dabei helfen können, für dich einzustehen!
Deine innere Welt zu erkennen, ist ein intensiver, heilsamer Prozess. Dein Inneres hat einen guten Grund, warum es ist wie es ist. Meist ist es ein Schutzmechanismus, aber darüber schreibe ich ein anderes Mal. Jede*r hat sogenannte blinde Flecken, Themen die nicht durch reine Selbstreflektion ins Bewusstsein gelangen können. Und um diese zu erkennen, braucht es einen Blick und Impulse von außen. Auch der emotionale Halt ist dabei bedeutend wichtig. Hier entsteht neues Bewusstsein auf dem Weg, dem Wunsch zur Veränderung zu folgen. Schaust du dir deine Themen an und entscheidest dich für die Veränderung, wird Ausgleich nicht mehr zur Notwendigkeit sondern zum inneren Standard. Es wird leichter für dich und der Genuss an deinen positiven Auszeiten und vielleicht sogar an deinem Alltag, wird größer.
Die Mischung machts - und aus eigener Erfahrung: Die feel-good Events werden dadurch einfach noch schöner! Also, gleichst du aus oder genießt du schon? ;)
Alles Liebe auf deinem Weg,
Rajeshwari
Wichtiger Hinweis: In der Coaching-Welt wird es gerne mal romantisiert, dass es locker, luftig, leicht wird, wenn du an deinen Themen arbeitest. Das ist irreführend und entspricht nicht meiner Sichtweise und auch nicht meiner persönlichen Erfahrung. Die Themen sind im Prinzip wie ein Zahnrad, schaust du auf das Eine und entscheidest dich zur Veränderung, hat es automatisch eine Auswirkung auf das restliche System. Du hast die Entscheidung in der Hand. Ich schenke dir an dieser Stelle die Ermutigung zu einem JA zu dir selbst und die Offenheit für einen liebevollen Blick auf dich. Für Veränderung braucht es Mut.
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Dieser Impuls darf mit Verlinkung auf www.yogahaeusel.de und Erwähnung der Autorin Rajeshwari Bettina Schotter geteilt werden